Casino ist ein episches Kriminaldrama aus dem Jahr 1995, das von Martin Scorsese inszeniert wurde. Der Film basiert auf dem Sachbuch Casino: Love and Honor in Las Vegas von Nicholas Pileggi und erzählt die wahre Geschichte von Sam “Ace” Rothstein, einem Glücksspiel-Experten, der von der Mafia beauftragt wird, das Tangiers Casino in Las Vegas zu leiten. Mit Robert De Niro, Sharon Stone und Joe Pesci in den Hauptrollen zeigt der Film die glitzernde, aber auch brutale Welt der Casinos und des organisierten Verbrechens.
Handlung und zentrale Charaktere
Die Handlung spielt in den 1970er und frühen 1980er Jahren. Sam Rothstein (Robert De Niro) wird als erfahrener Sportwetten-Experte eingesetzt, um das Tangiers Casino zu führen und dabei die Mafia-Interessen zu vertreten. Sein Jugendfreund Nicky Santoro (Joe Pesci) wird als brutaler Vollstrecker nach Las Vegas geschickt, um Sam zu schützen und die Mafia-Operationen zu sichern. Doch Nicky gerät durch seine Gewaltbereitschaft zunehmend außer Kontrolle, was zu Konflikten mit Polizei, Mafia und anderen Interessengruppen führt.
Parallel dazu entfaltet sich Sams Beziehung zu Ginger McKenna (Sharon Stone), einer ehemaligen Prostituierten und Trickbetrügerin, deren selbstzerstörerisches Verhalten Sams Leben und Karriere belastet. Die Charaktere sind vielschichtig und zeigen die Ambivalenz zwischen Loyalität, Machtstreben und persönlichem Verfall.
Filmische Umsetzung und Stilmittel
Martin Scorsese verwendet in Casino eine erzählerische Technik, die stark von der Stimme Sam Rothsteins (Robert De Niro) geprägt ist. Die Erzählung ist teils dokumentarisch, teils dramatisch inszeniert und führt den Zuschauer durch ein Jahrzehnt von Hochzeiten und Abstürzen im Glücksspielimperium. Die Kameraarbeit von Robert Richardson und der Schnitt von Thelma Schoonmaker erzeugen eine dichte Atmosphäre, die das glamouröse, aber auch brutale Las Vegas der 1970er Jahre lebendig werden lässt.
Gewalt wird im Film nicht beschönigt, sondern schonungslos dargestellt, was die Tragik und den Verfall der Figuren unterstreicht. Die Mischung aus intensiven Dialogen, dynamischer Kameraführung und einer prägnanten Erzählstimme macht den Film zu einem Klassiker des Genres.
Historische Hintergründe und reale Bezüge
Casino basiert auf wahren Begebenheiten: Sam Rothstein orientiert sich an Frank Rosenthal, einem echten Casino-Betreiber der Mafiafilme, während Nicky Santoro auf Anthony Spilotro basiert, einem berüchtigten Mafia-Schläger. Die Geschichte spiegelt den Wandel Las Vegas’ wider, von einer von der Mafia dominierten Glücksspielstadt hin zu einer von großen Konzernen kontrollierten Metropole.
Scorsese beschreibt den Film als eine Art biblische Tragödie, in der das vermeintliche Paradies durch Gier und Stolz zerstört wird. Das Werk zeigt das Ende einer Ära und den Preis, den Macht und Erfolg fordern.
Besonderheiten und Erzählstruktur
Interessanterweise hat Martin Scorsese selbst gesagt, dass Casino keinen klassischen Plot im herkömmlichen Sinne habe. Statt einer linearen Handlung zeigt der Film eine Montage von Ereignissen, die sich über ein Jahrzehnt erstrecken und die Charaktere in ihrem Aufstieg und Fall begleiten. Diese ungewöhnliche Erzählweise macht den Film zu einem intensiven Charakterdrama, das den Zuschauer tief in die Mechanismen von Macht, Loyalität und Verrat eintauchen lässt.
Trotz des Verzichts auf eine traditionelle Plotstruktur überzeugt Casino durch seine dichte Atmosphäre und die komplexe Figurenzeichnung. Es ist ein filmisches Porträt einer Welt, in der Gier und Gewalt den Ton angeben.
Rezeption und Auszeichnungen
Casino wurde von Kritikern überwiegend positiv aufgenommen und gilt als eines der besten Werke von Martin Scorsese. Besonders Sharon Stone erhielt für ihre Rolle als Ginger McKenna viel Anerkennung, darunter einen Golden Globe und eine Oscar-Nominierung. Auch Robert De Niro und Joe Pesci lieferten beeindruckende Darstellungen, die die Ambivalenz ihrer Figuren eindrucksvoll vermitteln.
Der Film erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Nominierungen und zählt heute zu den Klassikern des Mafia-Genres. Mit einer Laufzeit von fast drei Stunden bietet er ein intensives und vielschichtiges Kinoerlebnis, das die Schattenseiten des amerikanischen Traums in Las Vegas schonungslos offenlegt.
Fazit
Casino (1995) ist ein episches Mafia-Drama, das weit über das Genre hinausgeht. Martin Scorsese gelingt es, mit einer Mischung aus historischer Authentizität, intensiven Charakterstudien und einer unverwechselbaren filmischen Handschrift ein zeitloses Meisterwerk zu schaffen. Der Film zeigt die glitzernde Fassade von Las Vegas ebenso wie die dunklen Abgründe menschlicher Gier und Gewalt.
Für Liebhaber von Mafiafilmen und anspruchsvollem Kino ist Casino ein unverzichtbarer Film, der die Mechanismen der organisierten Kriminalität und die Tragik der beteiligten Menschen eindrucksvoll beleuchtet und dabei die Frage nach dem Preis des Erfolgs stellt.