Die Story von Wolkenbruch

Alle schwärmen von der rührenden, charmanten und auch lustigen Geschichte rund um den jungen Züricher Juden Motti Wolkenbruch. Aber was genau ist an dieser Story so besonders? Was ist es, dass Zuschauer und Kritiker gleichermaßen überzeugt hat? Hier eine kleine Zusammenfassung der Handlung und was sie so besonders macht.

Die Story von Wolkenbruch

Der brave jüdische Junge

Protagonist der Geschichte ist Mordechai Wolkenbruch (genannt Motti), ein junger orthodoxer Jude, der mit seiner Familie in Zürich lebt. Er studiert Wirtschaft an der Uni und arbeitet nebenher im Versicherungsunternehmen seines Vaters. Und außerdem tut er immer, was seine strenge und sehr kontrollierende Mame von ihm möchte! Diese hat sehr klar definierte Pläne für ihren jüngsten Sohn und weiß genau, wie sie sein Leben gerne hätte: brav so, wie sich das für einen orthodoxen Juden gehört!

Und deshalb steht für sie als nächstes auf der Liste, für Motti eine gute jüdische Ehefrau zu finden. Mit Feuereifer und mächtig viel Drama stürzt sich Frau Wolkenbruch in diese Mission und arrangiert zahlreiche Dates mit jüdischen Mädchen für Motti, was für diesen extrem unangenehm ist. Denn je mehr seine Mutter drängelt, desto mehr wird ihm klar: eigentlich will er das alles gar nicht!

Der Schicksen-Konflikt

Damit haben wir den zentralen Konflikt des Films, aus dem sich ein herrlich melodramatisches und humorvolles Drama entwickelt: Motti, der brave orthodoxe Junge, mag nicht mehr brav sein und will seinen eigenen Weg finden, entgegen den Wünschen seiner herrischen Mutter und seiner einschränkenden Religion.

Das wird ihm in dem Moment klar, als Laura in sein Leben tritt: eine hübsche junge Mitstudentin, in die er sich direkt verliebt – obwohl sie eine Nichtjüdin ist! Eine „Schickse“!

Während sich Motti und Laura immer mehr verlieben, spitzt sich das Drama zu: es gibt einen heimlichen Fake-Verlobungspakt zwischen Motti und einem jüdischen Mädchen, da beide sich irgendwie ihre nervigen, heiratswütigen Mütter vom Leib halten wollen. Als die Show auffliegt, schicken ihn seine Eltern nach Tel Aviv in der Hoffnung, dass er sich dort eine jüdische Frau sucht – stattdessen erlebt Motti sein erstes Mal mit einer liberalen Israelin, die nach dem One-Night-Stand nicht im Traum ans Heiraten denkt.

Altbekannt und doch neu

Befreit macht Motti den nächsten Schritt und übernachtet nach seiner Heimkehr bei Laura – worauf ihn seine aufgebrachte Mame rauswirft. Ihr übertriebenes Gezeter rutscht dabei schon richtig ins Komödiantische. Aber auch Laura ist mit der Situation überfordert, und der Film lässt mit einem offenen Ende Spielraum für die Fantasie der Zuschauer, wie die Geschichte von Motti ausgehen wird. Eine klassische Coming-of-Age-Story, die für alle sehr nachvollziehbar, aber gleichzeitig mit frischem Wind in den Segeln neu aufgelegt wurde, sodass es nicht langweilig wird. Aus diesem Grund wurde auch das Buch gerne schon als Unterrichtsliteratur verwendet.

Unterschiede zum Buch

Der Film hält sich fast komplett an die Vorlage des Buches, was selten und von Fans gern gesehen ist. Allerdings wurde der Schluss komplett abgeändert. Zum Beispiel geht Motti im Film zu Laura, nach dem ihn seine Eltern herausgeworfen haben – da die im Buch vorkommenden Freunde Enzo und Thorsten im Film einfach weggelassen wurden. Auch wurden einige zusätzliche Szenen extra für den Film geschrieben, die im Buch nicht vorkommen, wie zum Beispiel den Autounfall von Mottis Mutter und der Besuch im Freibad mit seinem Vater.

Der Charme der jüdisch-orthodoxe Parallelwelt

Für die Schweizer ist es faszinierend, dass der Film eine Seite von Zürich zeigt, von denen die meisten kaum etwas wissen oder einfach gar nichts mitbekommen haben. Die orthodoxen Juden in Zürich bilden eine religiöse Minderheit und gehen daher abseits der öffentlichen Wahrnehmung ihren besonderen Sitten und Bräuchen nach. Es ist ein Lebensstil, der sich so unauffällig mit dem normalen Alltag der anderen Schweizer vermischt, dass diese die Juden und ihre Lebensweise nur zu einfach übersehen.

Jedoch ist es immer wieder schön, eine ganz neue und bisher unentdeckte Seite des familiären Umfelds zu sehen zu bekommen – vor allem dann, wenn diese Seite eigentlich hoch interessant ist und sich nicht nur durch uralte Traditionen auszeichnet, sondern auch durch zahllose kleine, fesselnde Details. Es gibt immer und jederzeit etwas Neues zu lernen, und durch Wolkenbruchs wunderliche Reise wird eben auch der breiten Mehrheit der Schweizer Nichtjuden Einblick gewährt in diese fremde, und doch so vertraute Parallelwelt, die sich mitten in ihrer Stadt befindet.